Der KGV „Blüh auf“ e.V. im Wandel der Zeit
Als 1932 der Kleingärtnerverein „Blüh auf “gegründet wurde rauchten in den Stuben noch Petroleumlampen und die meisten Straßen waren nichts mehr als unbefestigte Wege.
Bei der Gründungsveranstaltung wurden 25 Gärten am Flagbalger Siel von Seiten der Stadt Nordenham zu einem gemäßigten Pachtpreis für eine bestimmte Anzahl von Jahren zur Verfügung gestellt.
Als Eintrittsgeld hatte jedes Mitglied 2 Reichsmark zu entrichten.
Um allen Mitgliedern gerecht zu werden, wurden zuerst die Parzellen unter den Mitgliedern ausgelost. Die damalige Satzung schrieb vor, dass jeder Pächter 6 Bäume und 8 Sträucher zu pflanzen hatte. So wurde mit viel Mühe und Arbeit die neue Anlage aus unserem typisch schweren Marschboden geschaffen.
Auf Grund der hohen Nachfrage und des Bedarfes an der Versorgung mit Nahrungsmitteln der Bevölkerung wurde die Anlage recht schnell auf 40 Parzellen erweitert.
Am 21.02.1933 erfolgte die Eintragung einer Genossenschaft in das Genossenschaftsregister. Unter dem Druck des 3. Reiches musste der Verein die Genossenschaftsform aufgeben und in einen eingetragenen Verein umgewandelt werden. Aus dieser dunklen Zeit der Geschichte gibt es zwar noch Protokolle, doch es gab Keine besonderen Vorkommnisse! Nach Aussage der damaligen Mitglieder und Protokolle. Ob und was sich wirklich ereignet hat, werden wir wohl nie erfahren.
In der Nachkriegszeit war jeder, der das Glück hatte einen Kleingarten sein eigen nennen zu dürfen froh darüber, ein Stückchen Acker bewirtschaften zu dürfen. Darauf wurde das dringend benötigte Gemüse, insbesondere Kartoffeln, aber auch Tabak angebaut. Der Tabak wurde getrocknet und entweder mit Pflaumensaft oder – falls vorhanden mit Zucker – fermentiert und als „Knaster“ geraucht.
Die Not der Bevölkerung war so groß, daher wurde alles gestohlen, was nicht bewacht wurde. So wurden auch in unserer Anlage Tag- und Nachtwachen eingeteilt um eine Plünderung der Gärten zu verhindern.
Der KGV „Blüh auf“ blüht und gedeiht weiter!
Bereits im Jahr 1946 erfolgte die Erweiterung der Vereinsanlage von 40 auf 90 Parzellen. Dieser Erfolg ist dem Lebens- und Gestaltungswillen (u.a. auch aus der damaligen Nachkriegssituation heraus) seiner Mitglieder zu verdanken und ein schönes Beispiel dafür, was mit und durch menschliche Gemeinschaftsarbeit erschaffen werden kann.
Von Brachland hin zu einer gepflegten Anlage, eingebettet in die Infrastruktur unserer Stadt, in der sich neben den Kleingärtner, auch die vielen täglichen Besucher an der Vielfalt von Flora und Fauna bis heute erfreuen können.
Kleingärten sind für alle da!
Am 22.01.1950 nahm Herman Büsing das Vereinszepter in die Hand. Die Wege wurden mit Bauschutt aufgefüllt, damit Kleingärtner und Besucher „trockenen“ Fußes durch die Anlage gehen und flanieren konnten.
Anfang 1950 erfolgte auch die Planung des 1. Vereinsheimes.
Die Beschaffung des Baumaterials war zu der damaligen Zeit mit vielen Schwierigkeiten verbunden. Für den Bau wurden mehr als 12.000 Steine benötigt. Da nur wenig Geld vorhanden war, wurden alte Steine aus einem Abbruch gekauft.
Unter der Bauaufsicht von OPA Schwarting führte seinem Enkel Fritz Schwarting gemeinsam mit diversen Mitgliedern die Bauarbeiten durch.
Der Pfingstsonntag am 20.05.1956 wurde für den Verein ein denkwürdiger Tag. In einer großen Feierstunde wurde das neue Vereinsheim eröffnet und der Öffentlichkeit übergeben.
„Kein Heim ist so lieb und traut, dass man sich selber hat erbaut!“
Bis zum 21.08.1983 war das Vereinsheim Treffpunkt und Mittelpunkt der Mitglieder und der unzähligen Besucher.
Unermüdlich bauten die Mitglieder an ihrem Vereinsheim weiter. So konnten im Laufe der Zeit ein Sitzungszimmer, eine Kochnische, Abstellräume und eine Toilettenanlage hinzugefügt werden.
Der Fortschritt geht weiter:
Seit dem 16.10.1970 wurde jede Gartenlaube mit einem Wasseranschluss versehen und die Wasserschlepperei von den vereinzelten Zapfstellen hatte ein Ende.
Anlässlich des Pfingstbaumsetzens am Pfingstsonntag 1976 wurde die elektrische Versorgung in Form eines „Lichterfestes“ in den einzelnen Lauben in Betrieb genommen.
Sämtliche, für die elektronische Versorgung notwendigen Arbeiten konnten innerhalb von nur 4 Wochen in Gemeinschaftsarbeit durch die Mitglieder abgeschlossen werden.
Für uns ist heute die Kleingartenanlage ohne die Anbindung an die Strom- und Wasserversorgung heute gar nicht mehr vorstellbar und wir vergessen leider zu oft, dass wir diesen Fortschritt und Luxus nur der Arbeit unseren Vorgängern zu verdanken haben.
„Die Katastrophe am 21.08.1983“!
Innerhalb weniger Stunden wird das Vereinsheim ein Raub der Flammen. Der Schock unter den Vereinsmitgliedern saß tief! Doch die Meinung über einen Wiederaufbau fiel einstimmig aus.
Am 24.03.1984 begannen die ersten Ausschachtungsarbeiten und am 09.04.1984 legten der 1. Vorsitzende H.J. Goretzki und der 1. Schriftführer Willi Ostendorf (lütscher Willi“ Foto hängt im Büro) den Grundstein für das neue und heutige Vereinsheim.
Bis zum Richtfest am 05.05.1984 haben die Mitglieder jede Minute ihrer Freizeit in den Wiederaufbau gesteckt. Nach 20.000 Stunden in Eigenleistung stand das neue Vereinsheim und wurde mit der Einweihung und Schlüsselübergabe am 05.09.1984 an die Mitglieder und der Öffentlichkeit übergeben.
Die Stadt Nordenham übernahm damals noch 20 % der Kosten für den Wiederaufbau, heute bekommen die Kleingärtner aufgrund der schlechten Finanzlage keine Zuschüsse mehr und müssen den Erhalt der Anlage aus eigener Kraft stemmen.
Neben vielen Dokumenten verbrannte auch die Vereinsfahne. Diese konnte an Hand von Fotos dem Original nachempfunden werden.
Dazu muss man folgendes Wissen:
Eine Fahne ist für einen bestimmten Verwendungszweck hergestelltes Einzelstück und ist im Gegensatz zu einer Flagge nicht einfach austauschbar wenn sie beschädigt oder verschlissen ist. Die Vereinsfahne ist eine Art Heiligtum und wird an einer besonderen Stelle aufbewahrt.
Der „Fahnenklau“ als verbindendes Element zwischen den Vereinen.
Die Vereinsfahne ist der Stolz der Gemeinschaft und steht für Zusammengehörigkeit und Kameradschaft. Und die
„Eroberung“ sprich Klau einer vereinsfremden Fahne galt genau wie die Verteidigung als „Ruhmestat“ und gab den Anlass für zahlreiche Gelegenheiten um zu feiern und die Gemeinschaften untereinander zu fördern, da diese natürlich wieder mit reichlich Bier, Schnaps und Bratwurst “ausgelöst“ werden musste.
Unserem langjährigen Mitglied Peter Anders wurde damals die Ehre als Fahnenobmann zu Teil und hat dieses zu besonderen Anlässen und Festen durch die Anlage getragen.
Diese alten Traditionen, die Not einen Kleingarten allein zum Überleben zu bewirtschaften zu müssen und die Notwendigkeit Teil einer Gemeinschaft zu sein gehören mittlerweile der Vergangenheit an werden zum Teil schon vermisst, aber zu einem großen Teil haben sie sich in der heutigen Zeit auch überlebt.
Es gäbe noch so einiges über die Geschichte unseres Vereines zu berichten, insbesondere die Namen der Vorstände, die die Geschichte beeinflusst und gelenkt haben durch all die Höhen und Tiefen. Wir werden sie nicht vergessen und danken ihnen für ihren unermüdlichen Einsatz, ihre Kraft und ihre Nerven, (teilweise bis zum letzten Atemzug), und ihr ehrenamtliches Engagement zum Wohle des Vereins und seiner Mitglieder.
Die Zukunft unseres Vereins hängt von ehrenamtlich engagierten Mitgliedern ab, die über ihren eigenen Garten hinweg bereit sind die Verantwortung für den Verein und die Gartenanlage zu übernehmen. Nur durch eine aktive Mitgestaltung, durch das Einbringen von Ideen und der Teilnahme an Veranstaltungen und Festen kann sich eine stabile Gemeinschaft entwickeln.
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